Als Tauchlehrer nach Island- Im "Fettnäpfchenführer" gibt Marc Tipps für's (Über-) Leben im hohen Norden -


„Fettnäpfchenführer Island: Im Hot Pot mit Elfen und Wikingern“* heißt das Buch, das Marc Herbrechter kürzlich veröffentlicht hat. Im Interview habe ich ihn über Tipps für den wirklich hohen Norden ausgequetscht, gefragt, was das Land so liebenswert macht und auch, warum zur Hölle man als Tauchlehrer ausgerechnet in Island arbeitet.

Hallo Marc, gleich im Umschlag des Buches steht, dass du abwechselnd in Berlin, Kapstadt und Reykjavík lebst. Wie kommt das?

Ich bin schon immer gerne gereist und verschiedenste Umstände haben mich an ganz unterschiedliche Orte auf der Welt gebracht. Nachdem ich von 2011 bis 2013 fast dauerhaft am Reisen war, wollte ich es ab 2014 etwas ruhiger angehen lassen und bin im Grunde nur noch zwischen diesen drei Orten gependelt. In allen bin ich ein bisschen zu Hause und daher wird es wohl noch eine Weile so bleiben.

Wie kam es dazu, dass du dieses Buch geschrieben hast?

Ein Bekannter, Marco von Zauber des Nordens, hatte mit dem Verlag über mich gesprochen und da Conbook gerade auf der Suche nach Autoren für die Fettnäpfchenreihe war, haben sie mich angesprochen. Ich habe ein paar Beispielkapitel verfasst und die gefielen den Lesern. Also habe ich irgendwann den Vertrag unterschrieben und angefangen, das Buch zu schreiben.

Wie viel haben denn Max, der Protagonist, und du gemeinsam – und was unterscheidet euch grundlegend?

Ich kann besser flirten als Max.

Haha ja darüber schreibst du im Buch. Und was macht Island an sich für dich so liebenswert?

Die Natur. Und das ist übrigens der gleiche Grund, warum ich Südafrika so mag. Ich glaube, ich brauche zwei Dinge um mich langfristig wirklich wohl zu fühlen: das Meer und die Berge. In Island bist du entlang der Ringstraße eigentlich immer am Meer und, sobald du sie Richtung Inland verlässt, in den Bergen des Hochlands. Beides sind Orte, an denen ich mich mit der Welt verbunden fühle. In meinem Alltag geht das oft verloren, wenn ich stundenlang auf künstliches Licht starre. Also hole ich mir an diesem Ort den Ausgleich und erde mich, im wahrsten Sinne des Wortes.

Island im Speziellen wird für mich durch das Raue in seiner Natur und auch in seinen Menschen ausgemacht: Oft lese ich die Floskel: „Die Isländer sind so lieb und herzlich!“ Ich glaube die Menschen sagen das, weil es sich quasi so gehört, aber in meinen Augen sind die Isländer in Wahrheit typisch nordisch: eher kühl und verschlossen. Bis sie lieb und herzlich werden, braucht es oft eine Weile und / oder ein paar Einstök. Das mag ich aber, weil es echt und ehrlich ist.

Die Natur ist ähnlich. In meinen ersten Wochen auf der Insel, im Januar 2015, habe ich wirklich gelitten: Kurze Tage, Minusgrade, aufgeplatzte Haut an den Händen, weil diese selbst bei -20°C dauernd nass vom Tauchen waren. Es hat eine Weile gedauert, bis der Winter in Island und ich uns arrangiert hatten. Aber dann war’s schön.

Ich habe selbst Skandinavistik studiert und Altisländisch gelernt – was dem heutigen Isländisch sehr nahe ist. Ich fand die Sprache nicht ganz leicht. Wie bist du mit der Sprachbarriere zurechtgekommen?

Gar nicht: Ich spreche kein isländisch, ich habe auch nie versucht, es zu lernen. Das ist in Island aber kein Problem, weil jeder Englisch spricht.

Ich bin ein großer Fan der Theorie, dass man lieber eine Sprache wie Englisch global durchsetzen sollte: Wenn wir alle wenigstens eine gemeinsame Sprache sprächen, hätte es viele Konflikte nie gegeben und heute sind wir diesem Ziel ja Gott sei Dank relativ nah.

Aber Sprache hat natürlich immer viel mit Kultur zu tun und deshalb versuche ich zumindest ein paar Phrasen zu kennen und bei der Aussprache einigermaßen nah an den Locals zu sein. Würde ich langfristig nach Island auswandern, würde ich Isländisch lernen. Das ist meiner Meinung nach selbstverständlich.

Du hast als Tauch-Guide in Island gearbeitet – warum in Island und nicht in der Karibik?

Das fragen alle, bis sie ein Foto oder Video vom Haupttauchplatz in Island – Silfra – sehen:

Danach verstehen die meisten es ohne weitere Erklärung.

Für mich kam neben der schönen Aussicht aber auch ein technischer Aspekt dazu: Heute bin ich technischer und Höhlentaucher. Dabei geht es weniger um schöne Korallen oder bunte Fische als um die technischen Aspekte des Tauchens: Wie tief darf ich mit meinem aktuellen Gasgemisch gehen? Was mache ich, wenn meine Flasche Luft verliert? Wie finde ich meinen Weg aus der Höhle? Auf diesen Pfad bereitet man sich am besten vor, indem man sich eine herausfordernde Umgebung sucht. Viel herausfordernder als 2°C kaltes Wasser bei -20°C Temperaturen an der Oberfläche wird es im Tauchsport nicht.

Was war dein schlimmstes Fettnäpfchen in Island?

Ein Fettnäpfchen, in welches ich tatsächlich gestapft bin, war beim Baden: Ich habe natürlich geduscht, aber in Badehose und ohne Seife. Dann war es ein bisschen wie in einem schlechten Film: Eine Art Türsteher, ein großer und kräftiger Isländer, hielt mich an der Schulter fest und schüttelte den Kopf als ich an ihm vorbei wollte. Wortlos zeigte er auf eine Plastiktafel die mich anwies: Ausziehen! Einseifen! Schrubben!!!

Ein Kollege wohnte damals im Haus des ehemaligen Bürgermeisters von Reykjavík, Jon Gnarr. Als ich dort zur Abschiedsfeier mit Schuhen durch den Eingangsbereich bis ins Wohnzimmer trampelte, waren alle Blicke auf mich gerichtet.

Was ist dein wichtigster Tipp für meine Leser?

Genießt euren Island Urlaub!

Das ist der wichtigste und er sollte über allen anderen stehen, aber es gibt natürlich Dutzende wenn nicht Hunderte gute und wichtige Tipps. Weit oben auf der Liste ist alles, was mit nachhaltigem Reisen zu tun hat, und dazu sollte man sich wirklich intensiv informieren. Island im Winter ist ebenfalls ein Thema, das noch oft unterschätzt wird.

Du hast es angesprochen: Nachhaltiges Reisen. Man hört ja immer wieder von Overtourism im Zusammenhang mit Island. Hast du einen Tipp, wie man die Umwelt / die Menschen vor Ort und gleichzeitig seine Nerven schont, wenn man trotzdem unbedingt nach Island reisen möchte?

Das Schlimme ist: Diejenigen, die sich daneben benehmen, lesen solche Texte hier nicht. Und denjenigen, die sie lesen, geht es vermutlich mittlerweile auf die Nerven, dauernd (virtuelle) erhobene Zeigefinger zu sehen. Daher gehören aus meiner Sicht zwei Dinge dazu:

Erstmal muss ich selbst ein guter, nachhaltiger und rücksichtsvoller Reisender sein: auf den ausgewiesenen Pfaden bleiben, kein Wasser in Plastikflaschen kaufen, meinen Müll mitnehmen, vor dem Baden duschen, nicht wildcampen, ausgewiesene Campingplätze aufsuchen, kein Privatland betreten, Absperrungen respektieren, die Drohne im Auto lassen, wenn ich nicht alleine bin und so weiter. Die Liste ist lang, aber oft ist es nur gesunder Menschenverstand.

Aber das reicht heute meiner Meinung nach nicht mehr und deshalb muss man auch aktiv werden: Ich habe immer eine alte Plastiktüte in meinem Rucksack und wenn ich beim Wandern Müll sehe, hebe ich ihn auf und nehme ihn mit. Ich möchte den Ort, den ich besuche, so oder schöner zurücklassen, als ich ihn vorfand. Am Hotpot hängen noch alte Badeshorts oder ein Handtuch: Ich packe sie in eine Tüte und hänge sie irgendwohin, wo sie nicht stören.

Bonuspunkte gibt es für jeden, der ohne unfreundlich zu sein, Andere dazu bringt, ähnlich zu handeln: Sehe ich jemanden, der seine Drohne am Seljalandsfoss fliegt, gehe ich hin und sage: „Du, vielleicht hast du das Schild übersehen, aber hier darfst du die Drohne nicht fliegen. Das hat gute Gründe, vor allem, weil andere Leute sich gestört fühlen. Wäre lieb, wenn du landest und die Drohne weg packst. Danke dir!“ Es gibt keinen Grund, so etwas aggressiv zu formulieren oder den Zeigefinger zu erheben, aber nichts sagen hilft eben auch nicht. Wenn ich Müll einsammle, werde ich oft angesprochen und dann sage ich: „Wenn du magst hilf mir doch und nimm in Zukunft auch immer eine Plastiktüte mit.“

Das klingt jetzt so, als würde ich im Urlaub nichts anderes machen, als anderer Leute Müll aufsammeln und als wäre ich immer freundlich zu jedem Idioten: Das ist natürlich nicht der Fall. Aber wenn ich es einmal pro Reise mache, mache ich vermutlich schon mehr als 99% aller Reisenden.

Das klingt super, da werde ich mir dich zukünftig mal zum Vorbild nehmen. Hast du denn – neben einer Plastiktüte – noch weitere Tipps, was unbedingt ins Reisegepäck gehört?

Die Sonnenbrille ist stark unterbewertet bei Islandreisenden! Sie hilft im Sommer und im Winter die Augen zu schonen und vor allem im Auto erhöht sie die Sicherheit.

Davon abgesehen: Die richtigen Schuhe und die richtige Kleidung nach dem Zwiebelprinzip.

Eine wiederverwendbare Wasserflasche ist in Island sehr hilfreich.

Wann geht es denn für dich das nächste Mal nach Island und was planst du dort?

Im Moment habe ich keine Pläne und es kann gut sein, dass ich weder dieses noch nächstes Jahr in Island sein kann. Wenn, dann würde es wohl eine spontane Reise.

Ich würde sehr gerne mal wieder zum Tauchen nach Island, diesmal aber an verschiedene Orten, die es noch nicht auf die touristische Landkarte geschafft haben.

Vielen Dank Marc!

Verlosung „Fettnäpfchenführer Island“ (abgelaufen!)

Möchtest du noch mehr darüber erfahren, welche Fallstricke in Island in deinem Urlaub so lauern und wie du sie gut umschiffst? Dann habe ich tolle Neuigkeiten für dich! Marc hat mir ein Rezensionsexemplar vom Fettnäpfchenführer Island: Im Hot Pot mit Elfen und Wikingern* für diesen Artikel zur Verfügung gestellt, das ich gerne – mit wärmster Empfehlung – weiterverlosen möchte.

Möchtest du mitmachen? Das geht ganz einfach,
– indem du Trollland auf Facebook einen Like gibst (der Seite und nicht dem Post und auch nur, falls du das nicht schon längst getan hast)
– und mir in den Kommentaren verrätst, was dich mit Island verbindet und warum gerade du das Buch gewinnen solltest.

Teilnehmen kannst du bis Sonntag, 14. Juli 2019 um 23:59:59. Deinen Namen und deine E-Mail-Adresse, die nicht öffentlich angezeigt wird (!), verwende ich nur im Rahmen dieses Gewinnspieles (klick hier für mehr Informationen über deinen Datenschutz). Die Verlosung erfolgt via Zufallsgenerator. Nach Beendigung kontaktiere ich dich per E-Mail und bitte dich, mir deine Postadresse zu senden. Voraussetzung für die Teilnahme ist, dass du in Deutschland wohnst. Meldest du dich innerhalb von 3 Tagen nicht zurück, verlose ich den Gewinn weiter. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Möchtest du noch mehr über Island lesen?

Dann habe ich hier „20 skurrile Fakten über Island für dich – über Eisbären, Penissen und Nobelpreisträger“ für dich!

Oder warst du schon selbst dort und hast Spannendes erlebt?

Dann erzähl mir unbedingt mehr davon in den Kommentaren!

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